Bericht in Pfinztal Aktuell, 22.10.2015
Der Skulpturenweg entlang des Bocksbachs in Kleinsteinbach ist in die Jahre gekommen. Seit 1999 werden hier ganzjährig Exponate freischaffender Künstler am idyllisch gelegenen Weg ausgestellt und damit eine Brücke zwischen Natur und Kunst geschlagen. Mehrere Objekte mussten bereits dem Zahn der Zeit Tribut zollen, wurden wieder entfernt, teilweise auch ergänzt. In diesem Jahr machte sich die Skulpturenweginitiative Pfinztal e.V. (kurz SWIP genannt) zusammen mit der Gemeinde Pfinztal dafür stark, neue Künstlerinnen und Künstler zu bewegen, eines ihrer Werke auszustellen, der Kultureinrichtung somit neues Leben einzuhauchen.
Dies ist nun voll gelungen, wie die Vernissage bei herrlichem Herbstwetter zeigte. Eine erstaunlich große Zahl von interessierten Kunstfreunden aus der Gemeinde und der Region hatten sich auf dem Rokycany-Platz am Skulpturenweg eingefunden, nach einer musikalischen Einstimmung durch die Percussion-Gruppe der HWK-Söllingen unter Leitung von Dirk Schiebel begrüßt und eingewiesen von Bürgermeisterin Nicola Bodner und den Vorsitzenden der SWIP, Monika Lüthje-Lenhart und Dietmar Zankel.
Bürgermeisterin Bodner dankte dem Beauftragten der Gemeindeverwaltung, Wolfgang Kröner, für die Federführung in der Kunstbeschaffungsaktion und bezeichnete die wieder aufgewertete Kunstmeile als Ort zum Nachdenken und zur Motivation. Monika Lüthje-Lenhart freute sich besonders über die Anwesenheit von sieben der acht neuen Künstler und einigen hier bisher schon vertretenen. In großer Einmütigkeit habe die Jury aus Gemeinde-, SWIP- und BWK-Vertretern die Werke ausgesucht; die Künstler konnten sich sogar den Standort ihrer Objekte selbst aussuchen. "Wir sind sehr stolz; die neuen Objekte setzen Akzente und sind, wenn auch vielleicht erst auf den zweiten Blick, hochaktuell und die gesellschaftliche Situation widerspiegelnd", führte Monika Lüthje-Lenhart aus. Ortsvorsteherin Barbara Schaler freute sich ebenfalls über die sichtbare Verbesserung. Kunst komme zum Menschen in einer natürlichen Umgebung.
Bei einem Rundgang wurde dann an den jeweiligen Objektstationen Halt gemacht; von Seiten der SWIP trug die Leiterin einleitend ihre Sicht der Skulpturen vor. Einen noch tieferen Einblick in die Entstehungsgeschichte der Exponate, ihrer Besonderheiten und künstlerischen Absichten vermittelten die jeweils vier Künstlerinnen und Künstler, die auch bereitwillig Fragen der Besucher zu ihren Werken beantworteten und dankbar für Deutungsvarianten der Gäste waren.
Die neuen Objekte zeigen auch durch ihre unterschiedlichen Werkmaterialien wie Holz (Eiche, Pappel), Metall (Bronze, Eisen), Sandstein und Beton ein breites Spektrum künstlerischer Vorlieben. Vom Tübinger Manfred Martin stammt ein lebensecht, aus grobem Holz mit der Kettensäge geschnitzter, einfacher Mensch, "Bobo" genannt, was an Körperhaltung und dem "Charakterkopf" deutlich wird. Jeder trage einen Bobo in sich; traue sich aber oft nicht, ihn rauszulassen.
Mit dem gleichen Bearbeitungsgerät hat die Gernsbacherin Annegret Kalvelage einen leicht schrägen Stamm zu "Hochspannung" bearbeitet. Sechs Frauen bilden eine Art dynamischen Menschenturm.
Ein echter Hingucker ist "Das Nashorn" von Guido Messer, der bei Stuttgart lebt. Hergestellt aus Bronze mit blauer Lackfarbe überzogen, hat der Künstler das von Natur große und schwere Tier weg vom urigen Ungeheuer "verniedlicht" in einer Skulptur mit Leichtigkeit und Festigkeit.
"Brennpunkte" nennt der Karlsruher Hans Wetzl seine überdimensionalen Streichhölzer. Sie sollen Lebenssituationen andeuten.
Die Bad Schönbornerin Sybille 'Sëping' Berger-Jenisch hat eine fixierte Weste aus Metall in einem "Rahmen für eine Kindheit eingefangen".
Der Illinger Recycling-Künstler Eugen KWAKU Schütz hat Restmaterialien aus Metall zu einem vieldeutigen Kranz auf Stelzen verarbeitet, "Alo, Alo's".
Die Schwäbin Claudia Dietz stellte ihre "Vigilanten" aus Beton her und schafft ein abstrakt-figürliches Spannungsfeld mit vielfacher Deutungsmöglichkeit.
Am Standort Bocksbach drückt die Stuttgarterin Ellen Rein mit einer beschrifteten Sandsteinplatte das Veränderliche aus: "Du und ich - wir schlingern im Fluss".
Text: Karl-Heinz Wenz